Schon früh nach dem 2. Weltkrieg beschlossen eine Gruppe junger Menschen aus dem
Stenografenverein Ober-Ramstadt, Fastnachtsitzungen durchzuführen.So war es am 14. Februar 1947 so weit, es fand die erste Damen und
Herrensitzung unter der Leitung des Sitzungspräsidenten Karl Hertel statt.
„Griess eich Gott, eer Fastnachtsschoode,
der Gruß woar ja noch nie verbode
Griess eich Gott, eer närrisch Koä
naoch siewe kappeloser Joä“
(die ersten Zeilen des Protokolls von Willi Rodenhäuser)
Auch im Folgejahr wurde durch den Stenographenverein Fastnacht in Ober-Ramstadt gefeiert. Am 28.01 und am 08.02.1948 im Schützenhof
Ober-Ramstadt. Sitzungspräsident war Heinz Baumunk.Doch der Krieg hinterließ seine
Spuren und die jungen Leute lösten sich vom Stenografenverein für eine finanzielle Selbständigkeit und gründeten 1948 den Ober-Ramstädter Narrhallaverein. Zuerst wurde die Eintragung
des ONV durch das Landratsamt abgelehnt. Man hatte irrig weibliche Mitglieder im Verein in der Satzung abgelehnt. Dies wurde als nicht staatstragende Maßname gewertet. Erst die notwendige
Satzungsänderung ebnete den Weg für den Narrhallaverein. Bei Vereinsgründung war es in der damaligen Zeit undenkbar, dass die Weiblichkeit in die Narrenbütt gehen würde.1949 im Januar war es dann so weit. Die ersten Damen und Herrensitzungen des Ober-Ramstädter-Narrhallavereins mit dem Sitzungspräsidenten Heinz Baumunk und
Sekretär Willi Rodenhäuser, fanden am 25. und 27. Februar 1949 statt.
Die ersten vier Zeilen des Protokolls von Willi Rodenhäuser, genannt DERRABBEL:
„Endlich bin ich in der Bütt,
ich dacht schon, diesmal muss aone mit,
dann däß schwere Buch se traoge,
do geheert am wirklich Minister-Zulage."
Das war der 1. Elferrat des ONV:
Sitzungspräsident Heinz Baumunk
Sekretär Willi Rodenhäuser
Arthur Andreas
Willi Breitwieser
Dieter Ehlhardt
Karl Emich
Richard North
Fritz Obmann
Wilhelm Rodenhäuser
Richard Rohrbach
Ludwig Scholderer
1950-1960
Die 50iger-Jahre des Ober-Ramstädter Narrhallavereins begannen mit drei Damen- und Herren-Sitzungen am 17. – 18. und 19. Februar des Jahres
1950 im Gasthaus „Zum Schützenhof“ mit folgendem Motto im Liederheft:„Was e Wunner – sie geh'n net
unner"
Gleichzeitig wurde der "Große Rosenmontagsball“ im Hessischen Hof angekündigt. Der Hessische Hof fungierte bei der Gründung des ONV als
Vereinslokal und in dieser Eigenschaft begleitet er die Ober-Ramstädter Narren bis jetzt.
Zur Fastnachtskampagne 1951 erschien die erste Ausgabe DER STECHER – „Offizielles Organ des Ober-Ramstädter
Carnevals“
Der Leitartikel auf der Titelseite lautete: „Blick vom Petersberg“ - Eine derzeitige Betrachtung von Ludwig W. Derabbel. Bedauerlicherweise
wurde die Herausgabe der Zeitung "Der Stecher" mit der Nr. 2 Fastnacht 1952 wieder eingestellt.
Das Motto der Sitzung 1951 lautete „Mea häwwe Brand“ und die unter dem Namen Liederheft herausgegebene Broschüre umfasste
neben einigen Anzeigen ortsansässiger Firmen tatsächlich die Lieder Nr. 1 bis Nr. 6. Das Liederheft aus 1954 brachte eine Närrische Vorschau mit folgender Ankündigung:
„Neues Großstadtprogramm“ – Zur großen Fremdensitzung am 27. Februar 1954 konnte der damals‚ beliebteste Ansage-Meister und Humorist OTTO HÖPFNER verpflichtet werden. Für die
50-iger Jahre war das ein Highlight! Im Jahre 1955 hieß das Motto schlicht und ergreifend: „Humor vor!“ - Alle närrischen Veranstaltungen, die Damen- und Herren-Sitzungen sowie
die Kindermaskenbälle fanden wie immer im „Schützenhof“ statt.
Nach Heinz Baumunk übernahm Arthur Andreas die ersten Jahre der 50er den Mittelplatz des Elferrrates als Sitzungspräsident.
Und flugs – Kinder wie die Zeit vergeht - sind wir im Jahr 1958 bereits bei der 11. Damen- und Herrnsitzung am Freitag, 31. Januar und
Samstag,
1. Februar angelangt. Mit dem passenden Motto. „Die Richtung stimmt“. Sitzungspräsident Hans Kumpf.
1960-1970
Die 60-iger Jahre begannen mit den Fastnachts-Sitzungen am 30. Januar und 13. Februar. In diesem Jahr feierte Ober-Ramstadt ein bedeutendes
Fest: „650 Jahre Stadtrechte Ober-Ramstadt“
Damit stand zugleich das Motto fest: „Dunnäwetter mä sin Städter“.
Es folgten die Fastnachtssitzungen der Jahre 1961 und 1962. Im Liederheft wurde das ‚Vorspiel‘ – mit allen Darstellern – komplett
abgedruckt.
Der Titel lautete: „Die Planverhandlung“ und befasste sich mit der anstehenden Flurbereinigung.
Im Jahre 1963 fielen in Deutschland fast überall die Karnevals-Sitzungen, Umzüge und Veranstaltungen am Rosenmontag und Fastnacht-Dienstag
aus.Hamburg erlebte eine Jahrhundert-Flutwelle und niemand konnte oder wollte unbeschwert die närrischen Tage feiern.
Seine Jungfern-Büttenrede trug Karl-Heinz Prietz 1968 mit dem Vortrag „Student Deiwelche“ vor.
Alfred Weber und Ludwig Scholderer teilten sich dieses Jahrzent als Sitzungspräsidenten.
„Eins – zwei- drei im Sauseschritt die Zeit sie saust, wir sausen mit…“ schrieb bereits Wilhelm Busch. Und schon landen wir in der dritten
Dekade.
1970-1980
Im November 1972 veranstaltete der ONV anlässlich seines 25jährigen Bestehens eine
Jubiläumssitzung im Schützenhof mit dem Motto „Waaßte noch“. Bei dieser Sitzung feierten Heiner und Karl ihre Premiere im Zwiegespräch.1972 wurde das erste Männerballett unter der Leitung von Ingrid Braband gegründet. Das
Brabanaballett brachte das Publikum zum kochen. Der Start einer langen Männerballett-Tradition beim ONV. Sitzungspräsident Helmut Schnauber.Teilnahme Showtanz Europameisterschaft, 4.Platz in Stolberg/Aachen.
Die Liederhefte wurden umfangreicher – die Anzahl der Lieder ist rückläufig. Dafür konnte der Narrhalla-Verein wesentlich mehr Firmen für
Inserate gewinnen.
Das Elferrats-Mitglied Hermann Rodenhäuser hat sich viele Jahre intensiv für die Werbung und Gestaltung des Liederheftes eingesetzt. Nach
wie vor war das Vorspiel ein fester Programmpunkt der Sitzungen. Das Vorspiel sollte einen beziehungsvollen Hinweis zum Motto der Sitzung bringen.
Bekanntlich residierten die ONV-Narren in ihrer traditionellen Hochburg „SCHÜTZENHOF“ -1976 fand die erste Sitzung im Bürgerhaus Rohrbach
statt, also bekam Rohrbach „sein eigenes Vorspiel“ Und so traten die ONV Narren ab sofort in Ober-Ramstadt und Rohrbach auf.
Keine leichte Aufgabe, da ein kompletter Aufbau und Abbau an beiden Wirkungsstätten organisiert werden mußte.
Den Großteil der Sitzungen der 70er Jahre leitete Heini Gunkel als Sitzungspräsident.
1980-1990
Im Bereich der Garden hatte der ONV das Glück, dass mit Uschi Kleine die Trainerin und ihrer Mädchen aus der SKG Turnabteilung Mitte der
80er zum ONV wechselten. Das dies der Anfang einer großen Entwicklung hinsichtlich Garde und Showtanz wahr, konnte man hier noch nicht ahnen.
Erste Teilnahme am Straßenfest 1985. 1986 löste Heini Gunkel den langjährigen Vereinspräsidenten Willi Rodenhäuser ab. Doch Willi
Rodenhäuser blieb dem Vorstand treu und wurde Schatzmeister. Stellvertreterin des Schatzmeisters Irene Bitsch. Horst Kehr übernahm 1988 das Amt des Sitzungspräsidenten und löste Klaus
Lautenschläger und zuletzt Manfred Bitsch ab.
1989 beschlossen nach der Bitte des Vereinspräsidenten Heini Gunkel einige Mitglieder
des ONV’s eine Gesangsgruppe zu gründen, um bei den Sitzungen keine kostspieligen Verpflichtungen tätigen zu müssen. Fred Kleine, Werner Kleine, Bernd Hahn, sowie Uwe, Michael und Mario
Leder begannen mit Übungsstunden. Kleine Schunkelrunden zum Mitsingen wurden einstudiert mit dem Ziel bei den Sitzungen 1991 aufzutreten. Leider kam es anders!
Ein Highlight auf der Bühne 1989 war das Männerballett mit dem Tanz „Synchronschwimmen“
1990-2000
Im Jahr 1991 wurden einige Fastnachtsitzungen in der näheren Umgebung von Ober-Ramstadt
durch Demonstranten gestört. Grund war der Golfkrieg. Auch wenn Deutschland nicht direkt an den Kriegshandlungen im Irak beteiligt war, so leistete Deutschland erhebliche finanzielle Beträge und
Waffenlieferungen und war somit indirekt doch beteiligt.
Der ONV schloss sich der Entscheidung vieler Karnevalsvereine an und sagte die Fastnachtssitzungen ab. Somit wurde es auch nichts
aus dem Premierenauftritt der Batschkappen, auf den sie sich gut vorbereitet hatten.
1992 war es dann so weit und die Batschkappen konnten sich auf ihren ersten Bühnenauftritt
freuen. In Owweramschd uff de Brick mit de Batschkapp im Gnick und Tulpen aus Amsterdam waren die ersten Lieder. Gerade die Ober-Ramstädter Hymne wurde, nachdem sie in Ober-Ramstadt ziemlich in
Vergessenheit geraten war, von den Batschkappen wiederbelebt.
Das 44 Jährige Vereinsbestehen wurde gefeiert.
Von den Purzeln zur Trainerin der Garden. 1994/95 übernahm Yvonne Fischer die Verantwortung der Jugend und Showtanzgruppen. Uschi Kleine
übergab ihre Garden und blieb aber weiterhin Trainerin der Purzel .
Die Hauskapelle dieser Dekade war die Rucki-Zucki-Kapelle mit dem unvergessenen Sepp Gußmann, der in dieser Zeit auch Ehrenmützenträger des
Vereins wurde.
2000-2015
Nach 19 Jahren Sitzungspräsident wurde Horst Kehr 2007 von einem jungen, aufstrebenden
Fastnachter abgelöst. De Bebbes, alias „Stefan Reiter Waßmann“ übernahm dieses schwere Amt.Ein Glücksfall wie sich in den folgenden
Jahren herausstellte.
16 Jahre war Heini Gunkel Vereinspräsident des Ober-Ramstädter Narrhallavereins, ehe er im März 2010 sein Amt niederlegte. Wenn es am
schönsten ist, soll man aufhören und den Jungen die Chance geben Verantwortung zu geben. Sein Nachfolger, Michael Leder, konnte einen intakten Verein übernehmen. Im gleichen Jahr warteten viele
Herausforderungen auf den ONV die zu bewältigen waren.
Im Sommer 2010 feierte Ober-Ramstadt ihr 700 jähriges Jubiläum der Stadtrechte. Der ONV hatte
durch sein Mitwirken an den Feierlichkeiten deutlich seinen Stempel aufgedrückt.
Die Batschkappen präsentierten ihre CD, welche bei den Ober-Ramstädter sehr gut angenommen wurde.
Auch die Teilnahme der Batschkappen und Tanzgarden am historischen Musical gehörte zu den Aktivitäten des ONV.
2012 konnte der ONV auf seiner 3. Sitzung einen besonderen Gast begrüßen. Senatspräsidenten des ältesten Kölner
Traditionscorps
„Köllsche Funke rut-wies von 1823“, Heinz Jürgen Müller. Beeindruckt von der
Ober-Ramstädter Fastnacht überreichte er Orden an den Sitzungspräsidenten und den Vereinspräsidenten des ONV.
„Bei euch ist das alles sehr familiär und es ist erstaunlich das so eine Sitzung fast ausschließlich mit eigenen Vereinsmitgliedern
auf die Beine gestellt wird. Bei uns ist alles sehr kommerziell ausgerichtet. Und was mir aufgefallen ist, ihr habt wohl eine ganz besonderes Verhältnis zu einem bestimmten Stadtteil. Das
erinnert mich als Köllner an unser Verhältnis zu Düsseldorf.“ Viel Lob und Respekt, der den ONV stolz macht.
Im Juni 2013 verschwisterte sich Ober-Ramstadt mit der Gemeinde Bartholomäberg im Montafon. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten in Österreich
wurde auch ein Sommerkarnevals-Umzug durchgeführt. Auch wenn die Charta des Dachverbandes BDK (Bund Deutscher Karneval) solche Veranstaltungen nicht duldet, war es für den ONV eine
Selbstverständlichkeit hier eine Ausnahme zu machen. Niemand kam bei diesem tollen Event zu schaden ;-). Besonders gelungen waren die Tanzdarbietungen und die Tenöre des ONV in einem mit über
2000 Gästen gefüllten Festzelt.
Im September 2013 war der ONV Veranstalter der Jahreshauptversammlung der„Interessengemeinschaft Mittelrheinischer Karneval“.
Der ONV ist Mitglied im Bund Deutscher Karneval und gehört in diesem, zu Regionalverband Mittelrhein. Mit über 500 Mitgliedsvereinen
gehört der Regionalverband Mittelrhein zu den stärksten innerhalb des BDK. Für diese Veranstaltung wird von der IGMK jedes Jahr ein Sonderorden herausgegeben. 2013 mit dem Ober-Ramstädter
Stadtwappen.
6x11 Jahre ONV „Der ONV der feiert groß, in Dirndl un in Lerrerhos“. Unter diesem Motto wurden drei ausverkaufte Sitzungen
zu einer großen Jubiläumsfeier.
Im Sommer 2017 verstarb Ehrenvereinspräsident und Ehrenmützenträger Heini Gunkel. Allein die Trauerfeier in Ober-Ramstadt zeigte,
welchen Stellenwert Heini Gunkel in Ober-Ramstadt und bei den Fastnachtsfreunden der vielen befreundeten Karnevalsvereine weit über die Grenzen Ober-Ramstadts hinaus hatte.
Seit nun mehr als 70 Jahren genauer gesagt seit 1948 gehen die Narren in Ober-Ramstadt in
die Bütt! Sicherlich ist es keineswegs vermessen, wenn der Ober-Ramstädter Narrhallaverein voll Stolz zwei Fakten für seinen kleinen Narren in der Wiege (das Vereinszeichen) anführen
kann:
Zum einen das Bemühen, nach schlimmen Jahren den Mitmenschen wieder Freude zu schenken. Zum anderen der Sachverhalt, dass es
junge Leute gewesen sind, die mit viel Witz und Humor die Narrenfreiheit nach ihrer demokratischen Auffassung bekundethatten!
Deshalb haben die ONV-Narren auch heute noch die Farbe Grün dem bekannten bunten Banner zugeordnet.
Und eben halt den erwähnten kleinen Narren in der Wiege, gleichfalls zur symbolischen Deutung, auf welch jugendlichen Schultern
Prinz Karneval getragen wurde!
Carlo Heim, von der Firma Heim & Söhne entwarf und gestaltete den Narr in der Wiege für den ONV, sowie die elf Orden für den
damaligen Elferrat, welche in Handarbeit künstlerisch angefertigt wurden. Der heute noch originelle Schlachtruf der ONV-Narren „ORA“wurde damals vom langjährigen Protokoller und Gründungsmitglied Willi Rodenhäuser eingeführt.
Um abschließend über die humorvolle Brücke zu den nun mehr als 70 vergangenen Jahren zu gehen: Die Ober-Ramstädter dürfen sich
freuen, daß weiterhin soviel junge Herzen in im Verein den Mitmenschen gerne unbeschwerte Stunden schenken wollen.
Für diesen Geburtstag ließ sich der ONV ein besonderes Motto einfallen.
„Handkees, Musigg un ORA, de Orewoald is wunderbar.“
Fortsetzung folgt 2020
ZWEI, DIE SEIT DER GRÜNDUNG DES ONV ZUSAMMENGEHÖREN
Ehrenvorsitzender und Ehrenmützenträger Willi Rodenhäuser († 2019) und sein überdimensionales Buch.
Schon im Jubiläumsjahr 1992 (4x11 Jahre ONV) wurde er mit dem höchsten Verdienstorden des Bundes Deutscher
Karneval ausgezeichnet.
Und noch heute versinnbildlicht er wirklich die These, das Humor jung hält. Bis 1986 war er
Vereinspräsident.
Georg Heinrich Gunkel(† 2017), genannt HEINI, übernahm 1986 den Vorsitz des Narrhallavereins und löste Willi Rodenhäuser als
Vereinspräsident ab. In den Folgejahren verdoppelte sich die Anzahl der Mitglieder. Die richtige Mischung zwischen alten und jungen Vereinsmitgliedern,
wurde für viele Jahre eine Stärke des ONV’s. Sicher, es gab auch beim ONV schwierige Phasen, jedoch konnten sie
bis heute ohne schwerwiegende Folgen, bewältigt werden. Er begleitete dieses Amt 24 Jahre lang. Am 21.05.2010 legte Heini Gunkel sein Amt als Vereinspräsident nieder.
“Wenn es am schönsten ist dann soll man gehen” so seine Worte. Für seine Verdienste wurde er zum
Ehrenvereinspräsidenten und Ehrenvorstandsmitglied des ONV ernannt.